Definition von Loren Mosher und Luc Ciompi 2004
1. Setting
Klein, gemeindezentriert, offen, freiwillig, heimartig, mit nicht mehr als 10 Betten inkl. für zwei Staff-Mitglieder (ein Mann und eine Frau), die mit Vorteil in 24-48-Std-Schichten arbeiten, um die nötige langfristige intensive 1:1-Betreuung zu gewährleisten.
2. Soziales Umfeld
Respektvoll, zuverlässig, klar, voraussagbar, Obdach, Sicherheit und Schutz gewährend, haltend, mit individuell abgestimmter Stimuluskontrolle, Stützung und Sozialisation. Soll mit der Zeit als Ersatzfamilie erlebt werden können.
3. Soziale Struktur
Erhaltung von persönlicher Entscheidungsfreiheit und Autonomie zwecks Vermeidung der Entwicklung von unnötiger Abhängigkeit. Förderung von gegenseitigen Beziehungen. Minimale Rollendifferenzierung zwischen Staff und Klienten zwecks Förderung von Rollenflexibilität, Beziehung und Kontakt. Gemeinsame Erledigung von täglichen Hausaktivitäten wie Kochen, Putzen, Einkaufen, Musizieren, künstlerische Betätigung, Ausflüge etc. zwecks Aufrechterhaltung des Bezugs zum Alltagsleben.
4. Betreuerteam
Eventuell psychiatrisch geschulte Berufsleute, speziell geschulte und ausgewählte Laien, ehemalige Klienten, die in frühere Behandlungsprogramme einbezogen waren, oder eine Kombination dieser drei Kategorien. Berufsbegleitende Ausbildung durch Supervision der Arbeit mit Klienten und Familien sollte bei Bedarf für sämtliche Betreuer verfügbar sein.
5. Zwischenmenschliche Beziehungen
Beziehungen haben zentrale Bedeutung für das Gelingen des Programms. Werden erleichtert durch ideologisch nicht festgelegte Betreuer, die der Psychose mit offenem Geist gegenüberstehen, positive Verlaufserwartungen vermitteln, das subjektive psychotische Erleben als real bewerten im Licht des Verständnisses, das sich durch “Mitsein” und “Mittun” mit den Klienten entwickelt. Keinerlei psychiatrischer Jargon soll im Umgang mit Klienten gebraucht werden.
6. Therapie
Sämtliche Aktivitäten werden als potentiell “therapeutisch” eingestuft. Keine formellen Therapiesitzungen mit Ausnahme von Familieninterventionen. Hausinterne Probleme sollen in gemeinsamem Gespräch mit allen Beteiligten sofort angegangen werden.
7. Medikamente
Keine oder nur niedrig dosierte neuroleptische Medikation zwecks Vermeidung von akuten Dämpfungseffekten mit Unterdrückung der emotionalen Ausdrucksfähigkeit. Zugleich Vermeidung von langfristig toxischen Wirkungen. Benzodiazepine können kurzzeitig zur Harmonisierung des Schlaf-Wachrhythmus eingesetzt werden.
8. Aufenthaltsdauer
Soll genügend lang sein, so dass Beziehungen entwickelt, auslösende Ereignisse erkannt, versteckte schmerzhafte Gefühle erlebt und ausgedrückt und in die Kontinuität der persönlichen Lebensgeschichte eingeordnet werden können.
9. Nachbetreuung
Persönlichen Beziehungen mit Betreuern und Klienten nach der Entlassung sind zu ermutigen, um (wenn nötig) die Rückkehr ins normale Leben zu erleichtern und die Entwicklung von Netzwerken von Gleichgestellten mit Problemlösungspotentialen in der Gemeinschaft zu fördern. Die Verfügbarkeit von Netzwerken, welche die Integration von Klienten und des Programms selber in die Gemeinschaft befördern, ist von kritischer Bedeutung für den langfristigen Ausgang.