Nachlese der Jahrestagung in Bonn

Dr. Walter Gekle

Am 15.-16.11.2019 fand in den Rheinischen Kliniken Bonn die diesjährige Jahrestagung der IAS statt. Michael Schormann und sein Team berichteten ausführlich, wie die individuelle und intensive Betreuung der Patienten in der Soteria-Station die eigene Arbeit bereichert und sich auch positiv auf die Behandlungsqualität der gesamten Klinik auswirkt. Besonders interessant: Im Rahmen eines Modellprojektes werden stationäre und ambulante Behandlungselemente im Sinne langfristiger individuenzentrierter Unterstützung vernetzt – eine Chance und Herausforderung für die Soteria-Gemeinschaft hier an der Speerspitze einer zukunftsfähigen Psychiatrie zu stehen. Daran anknüpfend bot Dr. Walter Gekle, Leiter der Soteria in Bern, einen umfassenden Überblick, wie Soteria nicht nur in besonderer Weise auf die speziellen Einschränkungen und Bedürfnisse von Menschen mit akuten Psychosen eingeht, sondern auch ideale Möglichkeiten bietet, die aktuellen S3-Behandlungsleitlinien der Psychosebehandlung umzusetzen. Walter Gekle unterstrich besonders die Bedeutung der Stationen mit Soteria-Elementen: diese könnten wesentliche Multiplikatoren darstellen, die den Soteria-Gedanken stärker als bisher in der Fachöffentlichkeit verankern können. Zum Vortrag gelangen Sie hier.
Auf der öffentlichen Mitgliederversammlung der IAS am Samstag wurde Dr. Alexander Gogolkiewicz aus Zwiefalten einstimmig in den Vorstand der IAS gewählt. Dr. Gogolkiewicz, Chefarzt in Zwiefalten, möchte insbesondere die Öffentlichkeitsarbeit intensivieren. Es sei erschreckend, dass Soteria immer noch nicht allen Betroffenen, Angehörigen und Profis ein Begriff sei. Auch Martin Urban, der den Soteria-Gedanken innovativ in den Bereich der Eingliederungshilfe in seinem „Haus der Hoffnung“ implementiert hat, mahnte abschließend: Soteria sei nicht nur „wünschenswert“ – sondern klinische Notwendigkeit, weil Soteria angemessener mit den Besonderheiten der Erkrankung umgehe. Soteria soll und muss sich stärker in die aktuelle Debatte zur Zukunft der Psychiatrie einbringen, so Martin Urban. Das hat auch das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim, das international renommierteste deutsche Forschungsinstitut, erkannt: In den nächsten Tagen wird dort ebenfalls eine Soteria-Einheit in Betrieb genommen.

Für Interessierte stehen die Protokolle der Mitgliederversammlung und der Plenumsdiskussion hier zur Verfügung.