Nachlese der Jahrestagung in Hennigsdorf

Erstmals seit 2019 konnten wir als Internationale Arbeitsgemeinschaft Soteria wieder eine Jahrestagung ausrichten, die am 19./20.11.2021 in der Oberhavel-Klinik Hennigsdorf als Hybrid-Veranstaltung stattfand. Es waren etwa 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor Ort sowie mehr als 30 Personen online zugeschaltet. Erfreulicherweise war auch Professor Luc Ciompi wieder dabei und konnte die lebendigen Diskussionen durch seine Beiträge sehr konstruktiv bereichern.

In Hennigsdorf wird seit 2019 in der Abteilung der Chefärztin Maria Jockers-Scherübl unter der Leitung von Theresa Wolf (Ltd. Psychologin) und Helena Zyber (Oberärztin) sowie einem engagierten Pflege- und Therapeuten-Team eine Station mit Soteria-Elementen betrieben. Da diese Station räumlich, konzeptuell und personell an die kleine und beschützende Einheit anschließt, konnte hiermit die für die Betroffenen oft besonders belastende Akutbehandlung erheblich verbessert werden. Die bisherigen Erfahrungen sind sehr gut und die erhobenen Daten eindrucksvoll: U.a. konnten Zwangsmaßnahmen um annähernd die Hälfte reduziert werden (näheres siehe hier).

Sarah Homann, Dusan Hirjak und Stefan Heintz stellten anschließend die vor zwei Jahren gegründete Soteria am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim vor. Als Adoleszentenstation überbrückt die Soteria Mannheim die Trennung zwischen Kinder- und Jugendpsychiatrie und Erwachsenenpsychiatrie und kann somit junge Menschen mit (beginnenden) Pychosen zwischen 16 und ungefähr 24 Jahren durchgängig unterstützen. Als eine der führenden psychiatrischen Forschungseinrichtungen Deutschland wollen die Kolleginnen und Kollegen nun die Bedeutung von Rückzug und Annäherung im Genesungsprozess genauer untersuchen und hiermit einen Beitrag zum Verständnis der Wirkfaktoren der Soteria leisten.

Dannica Litzen von der Soteria Berlin gab abschließend einen beeindruckenden Einblick in die Möglichkeiten der Kunsttherapie in Verbindung mit der Milieutherapie in allen Phasen der Psychosebegleitung. Die künstlerische Gestaltung verschafft der Psychose einen ganzheitlichen Ausdruck und hilft bei Reflektion und Integration der Krise in die eigene Biografie. Ähnlich wie das alltägliche gemeinsame Tun fördert Kunst und Gestaltung das Gefühl von Urheberschaft/ Agency sowie Perspektivität – und setzt damit unmittelbar an der für die Schizophrenie zentralen Ich-Störung an, wie Luc Ciompi, der Ehrenpräsident der IAS, treffend zusammenfasste.

Neuigkeiten aus der Mitgliederversammlung der IAS

Auf der diesjährigen Mitgliederversammlung am 20.11.2021 wurde Roswitha Hurtz als langjährige Vorsitzende der IAS verabschiedet. Roswitha Hurtz hat seit 2003 maßgeblich am Aufbau der Arbeitsgemeinschaft und an der Verbreitung des Soteria-Gedankens in Deutschland mitgewirkt. Sie hat von 2003 bis Ende 2020 die Soteria München aufgebaut und geleitet. Inzwischen leitet sie eine Ambulanz für Psychosen-Psychotherapie in München und folgte hiermit einem weiteren beruflichen Schwerpunkt. . Der IAS wird sie als Vorstandsmitglied jedoch weiterhin erhalten bleiben. Als ihr Nachfolger wurde Daniel Nischk von der Soteria Reichenau zum Vorstandsvorsitzenden der IAS gewählt. Mit ihm wurden Walter Gekle (Bern) als Stellvertreter, Theresa Wolf (Hennigsdorf), Anastasia Schnabel als Schatzmeisterin (Zwiefalten) als Nachfolgerin von Wassili Hinüber, Martin Voss (Berlin) und Alex Gogolkiewitz (Zwiefalten) in den Vorstand berufen. Ein ausführliches Protokoll findet sich hier.

Roswitha Hurtz