10 Minuten gegen Stigmatisierung

Fast 50 % aller Menschen sind irgendwann in ihrem Leben psychisch krank. Trotzdem: Betroffene zögern, sich anzuvertrauen und Hilfe zu suchen, was Minderwertigkeitsgefühle und Hoffnungslosigkeit verstärkt.  Menschen mit psychischen Problemen, in die Gesellschaft zu integrieren, ist unser gemeinsames Anliegen. Um das zu erreichen, müssen wir die Gründe für Benachteiligung und Stigmatisierung noch besser verstehen.

Die Konstanzer Suchttherapeutin Almut Raabe, Prof. Daniela Mier (Uni Konstanz) und Daniel Nischk von der IAS untersuchen, wie wir Urteile über Menschen mit psychischen Problemen bilden. Jeder kann bei dieser Online-Untersuchung mitmachen und in nur 10 Minuten einen kleinen Beitrag gegen Stigmatisierung leisten. Zu weiteren Informationen und zur Teilnahme an der Untersuchung geht es hier.

Ergebnisse werden auch demnächst auf der Webseite der IAS veröffentlicht. Wir freuen uns zudem darüber, wenn Sie auch in Ihrem beruflichen und privaten Kreis auf diese Untersuchung hinweisen.

Ausschreibung für den Luc Ciompi-Preis 2024

Im Rahmen des Jahreskongresses der Schweizerischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (SGPP) vom 12 bis 13 September 2024 in Bern wird der “SO-PSY Luc Ciompi Preis” verliehen, um wertvolle Forschungsarbeiten zu würdigen, die die humanistische und wissenschaftliche Vision des Gründers weiterführen. Die prämierten Themen betreffen die Rolle der Interaktion zwischen Emotionen und Kognitionen für das Verständnis und die Behandlung von Psychosen sowie psychosoziale Ansätze, die die soziale Inklusion und die Verwirklichung eines erfüllten Lebens fördern. Besonderes Augenmerk wird auf Forschungsarbeiten gelegt, bei denen Expertenpatienten in allen Phasen von der Konzeption bis zur Veröffentlichung beteiligt sind. Nach vier Ausgaben des “Luc Ciompi Preises” wird die Schweizerische Gesellschaft für Sozialpsychiatrie (SO-PSY) ab 2023 die Fortführung des Preises unter dem Namen “SO-PSY Luc Ciompi Preis” sicherstellen. Relevante Arbeiten können bis zum 31. Dezember 2023 auf elektronischem Weg beim Sekretariat der SOPSY (contact@so-psy.ch) eingereicht werden. Neben einem kurzen Lebenslauf des Hauptautors sollten sie eine maximal halbseitige Beschreibung der Bedeutung der eingereichten Arbeit für das genannte Problem enthalten. Das Preisreglement und ausführlichere Informationen sind auf psychiatrie.ch, ciompi.com und so-psy.ch verfügbar.

Nachlese der IAS-Tagung am 6./7.10.2023 in Berlin

Jahrestagung, 10-jähriges Jubiläum, neue Räumlichkeiten – viel zu tun für die Mitarbeitenden der Soteria Berlin. Trotzdem war das Programm, das das Team um Götz Strauch und Martin Voss auf die Beine gestellt hat, sehr beeindruckend. Und mehr als 200 Gäste aus ganz Deutschland waren angereist, um unter dem Titel „Ansichtssache Psychose“ das Phänomen Psychose aus dem Blickwinkel der Betroffenen, der Angehörigen sowie aus verschiedenen professionellen Perspektiven zu diskutieren.

Martin Voss (l.) und Götz Strauch (r.) bilanzieren nach 10 Jahren Soteria Berlin

Besonders berührend waren die sehr persönlichen Schilderungen eines Patienten der Soteria und seiner Mutter über ihre schwierigen Erfahrungen mit dem Gesundheitswesen in Zeiten der akuten Krise. Thomas Fuchs, Philipp Sterzer und Dorothea von Häbler widmeten sich dem Thema Psychose aus phänomenologischer, neurowissenschaftlicher und tiefenpsychologischer Sicht. Ein besonderes Highlight war die Vorstellung eines Filmbeitrages, der die künstlerische Auseinandersetzung von vier Betroffenen mit Stimmenhören dokumentierte. Dieser Film des Popup-Instituts kann hier angeschaut werden. So unterschiedlich die Beiträge, doch so einhellig bekräftigten alle Referent:innen die zentrale Bedeutung der Beziehungsgestaltung in der Soteria. Die Beziehungen der Mitarbeitenden zu ihren Patient:innen sei „unverbrüchlich“ und immer „wohlmeinend“ – ein fortwährende, jedoch unbedingt lohnende Herausforderung, fasste Pieter Hutz, der langjährige Supervisor der Soteria Berlin, treffend zusammen.

Luc Ciompi (2. v.l.) besucht die neuen Räumlichkeiten der Soteria Berlin

Auf der Vereinssitzung am Samstag wurden viele erfreuliche Entwicklungen innerhalb der IAS berichtet. Mit einer Station mit Soteria-Elementen in Neuss bekommt die Soteria-Familie nun bald erneut Zuwachs. In München steht nach personellem Umbruch ein Neustart bevor. Und in Friedberg wird gezeigt, wie der Soteria-Gedanke auch unter den schwierigen Umständen einer Akutstation einen Beitrag zu hoffentlich weiteren Veränderungen in Richtung Soteria leisten kann. Zudem vernetzt sich die IAS nun zunehmend mit spannenden Soteria-Projekten in Belgien, Großbritannien und besonders Israel.

Zum 40-jährigen Bestehen der Soteria Bern findet im kommenden Jahr (20.-22.6.2024) ein große Tagung in Bern statt, die sicher auch die Möglichkeit bietet mit den Kolleg:innen aus Soteria-Einrichtungen aus anderen Ländern in Austausch zu treten. Die kommende Jahrestagung 2024 findet dann im Oktober in Zwiefalten statt, wo das 25-jährige Jubiläum ansteht.

Die Protokolle der Vereinssitzung und des offenen Forums finden Sie hier.

IAS-Jahrestagung am 6./7. Oktober 2023 in Berlin

Zum zehnten Geburtstag der Soteria Berlin haben Martin Voss und sein Team ein beeindruckendes Programm auf die Beine gestellt. Bei der Tagung am Freitag soll – passend zum trialogischen Geist der Soteria – das Phänomen Psychose aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werden. Neben Betroffenen und Angehörigen werden mit Philipp Sterzer, Thomas Fuchs und Dorothea von Haebler drei ausgewiesene Experten zu Wort kommen und versuchen, neurobiologische, phänomenologische und psychotherapeutische Ansätze gegenüberzustellen und zu verbinden. Am Samstag findet die öffentliche Mitgliederveranstaltung der IAS statt mit Informationen aus dem Verein und diesjährigen Aktivitäten.

Alle wichtigen Informationen finden Sie im Flyer.

Vorlesungsreihe “Mensch bleiben” am UKE Hamburg

Prof. Dr. Thomas Bock aus Hamburg ist bekannt durch seinen jahrelangen Einsatz für die Inklusion psychisch Kranker in der Gesellschaft. In seiner Vorlesungsreihe interviewte er kürzlich eine Psychosebetroffene über ihre Erfahrungen in der Soteria. Dr. Martin Voss, Leiter der Soteria Berlin, erklärt, warum Soteria nicht nur angenehmer für Betroffene sondern auch therapeutisch die bessere Alternative ist. Den Film sehen Sie hier.

Save the date: Soteria-Tagung 2023

Die IAS-Jahrestagung wird dieses Jahr in Berlin auf dem Gelände der Charité stattfinden. Termin wird der 6./7.10.2023 sein. Martin Voss und sein Team von der Soteria Berlin sind bereits in die Planung eingestiegen und werden uns an dieser Stelle auf dem Laufenden halten.

Trauer um Martin Urban

Martin Urban (1939-2023)

Wir sind traurig über die Nachricht, dass Martin Urban am 10.1.2023 unerwartet verstorben ist. Martin Urban war mit der IAS eng verbunden und kam mit seiner Frau Susi Urban regelmäßig zu unseren Jahrestagungen. Er hat sich seit Jahrzehnten dafür eingesetzt, den Soteria-Gedanken auch außerhalb der Klinik umzusetzen, u.a. in der Offenen Herberge in Stuttgart und zuletzt im Haus der Hoffnung in Bad Tabarz. Geholfen haben ihm dabei sein unermüdliches Engagement sowie eine beeindruckende Energie und Hartnäckigkeit im Umgang mit Behörden und Kostenträgern. Als studierter Theologe mit philosophischem Hintergrund stand er auch für zuweilen unkonventionelle Ansätze und Meinungen, die bei Betroffenen und Interessierten viel Anklang fanden, u.a. seine Seminare zur seelischen Gesundheit unter dem Titel „Drei Dinge braucht der Mensch“. In besonders guter Erinnerung wird sein Vortrag auf der IAS-Tagung im Oktober 2022 am Zentrum für Psychiatrie Reichenau bleiben, bei dem er anhand seines eigenen beruflichen Weges auch auf die weiterführende gesellschaftliche Verantwortung von in der Psychiatrie Tätigen hinwies.

Wir werden ihn vermissen.

Affektlogik Revisited

Im September 2022 hielt Luc Ciompi anlässlich der Reichenauer Herbstschule einen vielbeachteten Vortrag über neuere Entwicklungen im Bereich seiner Affektlogik. Um den vielen Nachfragen gerecht zu werden, hat das Zentrum für Psychiatrie Reichenau den Vortrag mittlerweile als Lehrfilm auf YouTube veröffentlicht. Hier geht es zum Film.

Otsuka Team Award 2022 geht an Hennigsdorf

Hennigsdorf, 20. Dezember 2022 – Das Team der Akutstation mit Soteria-Elementen der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie der Oberhavel Kliniken, Klinik Hennigsdorf, ist einer der Preisträger des Otsuka Team Award Psychiatry+ 2022. Die mit 20 000 Euro dotierte Auszeichnung, die zur Hälfte an eine gerontopsychiatrische Initiative der Johannes Gutenberg-Universität Mainz geht, wird jedes Jahr an zukunftsweisende Initiativen und Projekte vergeben, die Experten unterschiedlicher Fachrichtungen für eine bessere Versorgung der Patienten zusammenbringen. Ziel ist es, das zu fördern, was in der Behandlung psychiatrischer Patienten besonders wichtig ist: das Team.
Die Verleihung fand am Donnerstag, dem 24. November 2022 im Rahmen des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN) zum Thema „Ethik, Recht und psychische Gesundheit“ in Berlin statt. Die Laudatio hielt der Vorsitzende der Jury, Prof. Dr. med. Peter Falkai vom Klinikum der Universität München. Chefärztin Priv.-Doz. Dr. med. Maria Jockers-Scherübl, die Leitende Psychologin Dr. rer. nat. Theresa Wolf, Oberärztin Dr. med. Helena Ronneberger, Pfleger Max Herlein und die Sozialdienstmitarbeiterin Magda Zynda-Elst nahmen den Preis in Berlin entgegen. Theresa Wolf stellte anschließend die in Europa aktuell einzigartige akutpsychiatrische Station mit Soteria – Elementen, die gleichzeitig den (einzigen) Versorgungsauftrag für den gesamten Landkreis Oberhavel der Klinik Hennigsdorf innehat, in einem Kurzvortrag vor.

„Der Preis ist ein wichtiges, motivierendes Signal“, erläutert Priv.-Doz. Dr. med. Maria C. Jockers-Scherübl, Chefärztin der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie in den Oberhavel Kliniken. „Er zeigt einerseits, dass das Soteria -Konzept in der allgemein- und akutpsychiatrischen Versorgung angekommen ist und andererseits, dass trotz der Corona-Pandemie, die allen Mitarbeitern Entbehrungen abgerungen hat, ein höchster Versorgungsstandard aufrechterhalten werden konnte. Das Preisgeld kommt dem gesamten Stationsteam zugute und wir werden zusammen über die weitere Verwendung abstimmen. Insgesamt soll das Preisgeld dafür genutzt werden, dass sowohl die Mitarbeiter als auch unsere Patientinnen und Patienten sich weiterhin wohl bei uns fühlen.“

Weitere Informationen zur Akutstation mit Soteria-Elementen (Station 21) der Klinik Hennigsdorf bietet die Internetseite der Fachabteilung Psychiatrie und Psychotherapie unter www.oberhavel-kliniken.de.

Verleihung des Otsuka Team Award Psychiatry+ auf dem DGPPN-Kongress 2022 in Berlin an das Gewinnerteam der Oberhavel Kliniken, Klinik Hennigsdorf, vertreten durch Priv.-Doz. Dr. med. Maria-C. Jockers-Scherübl (1. Reihe, 5. v. l.), Dr. med. Helena Ronneberger (1. Reihe, 4. v. l.), Magda Zynda-Elst (1. Reihe, 3. v. l.), Dr. rer. nat. Theresa Wolf (1. Reihe, 2. v. l.) und Pfleger Max Herlein (2. Reihe, 3. v. l.) sowie an das Gewinnerteam der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Foto: GCI Health).