Anlässlich seines 90. Geburtstages trug Luc Ciompi seine persönliche Reflektionen zum Rätsel der Schizophrenie auf dem diesjährigen DGPPN-Kongress in Berlin vor – ohne Frage eine Highlight, dem mehrere Hundert Besucher im Saal sowie auf den Leinwänden im Außenbereich folgten. Seine Ausführungen waren ebenso persönlich, bewegend wie zukunftsweisend. Er schilderte seine persönliche und wissenschaftliche Annäherung zur „Sphinx“ der Schizophrenie: Dies beinhaltete u.a. die prägende Erfahrung mit der Erkrankung in seiner Familie, seine auf eigener Forschung beruhende Erkenntnis, dass die Schizophrenie häufiger als angenommen auch „heilen“ kann sowie die langjährige intensive Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse, der systemischen Therapie und auch antipsychiatrischen Ansätzen, die sich schließlich zu einem umfassenden Schizophrenie-Verständnis in Form seiner „Affektlogik“ verdichteten. Psychose entstehe bei vulnerablen Menschen als Folge eines unerträglichen Anstiegs der Affektspannung. Und Soteria sei der fundierte Versuch, diese durch milieutherapeutische Mittel zu reduzieren, was sich durch Forschung, klinische Erfahrung und auch aktuelle Forschung belegen lasse. Der Vorsitzende der Vortragsveranstaltung, Prof. Falkai, Lehrstuhlinhaber für Psychiatrie an der LMU München, nannte im Anschluss an den Vortrag Ciompi’s Wirken einen „Volltreffer der Translation“ und stellte besonders die erfolgreiche Übersetzung der Forschungsergebnisse in die therapeutische Praxis heraus. Bei der folgenden Diskussion, die sich v.a. um die Frage drehte, warum dennoch nicht mehr Soteria-Einrichtungen existieren, wurden v.a. die weiterhin unzureichende Datenlage, mit der eine Überlegenheit von Soteria gegenüber der herkömmlichen Klinikbehandlung nachgewiesen werden kann, sowie ökonomische und strukturelle Zwänge als Hinderungsgründe identifiziert. Dennoch endete die Veranstaltung mit einem vorsichtig optimistischen Ausblick und der von allen Beteiligten geäußerten Hoffnung, dass in nächster Zeit weitere Soteria-Einrichtungen initiiert werden. Insbesondere die Tatsache, dass nach der Charité in Berlin nun mit dem ZI Mannheim eine weitere Universitätsklinik eine Soteria eröffnet hat, wurde als positives Signal für die Zukunft der Soteria-Idee gewertet.

Am 15.-16.11.2019 fand in den Rheinischen Kliniken Bonn die diesjährige Jahrestagung der IAS statt. Michael Schormann und sein Team berichteten ausführlich, wie die individuelle und intensive Betreuung der Patienten in der Soteria-Station die eigene Arbeit bereichert und sich auch positiv auf die Behandlungsqualität der gesamten Klinik auswirkt. Besonders interessant: Im Rahmen eines Modellprojektes werden stationäre und ambulante Behandlungselemente im Sinne langfristiger individuenzentrierter Unterstützung vernetzt – eine Chance und Herausforderung für die Soteria-Gemeinschaft hier an der Speerspitze einer zukunftsfähigen Psychiatrie zu stehen. Daran anknüpfend bot Dr. Walter Gekle, Leiter der Soteria in Bern, einen umfassenden Überblick, wie Soteria nicht nur in besonderer Weise auf die speziellen Einschränkungen und Bedürfnisse von Menschen mit akuten Psychosen eingeht, sondern auch ideale Möglichkeiten bietet, die aktuellen S3-Behandlungsleitlinien der Psychosebehandlung umzusetzen. Walter Gekle unterstrich besonders die Bedeutung der Stationen mit Soteria-Elementen: diese könnten wesentliche Multiplikatoren darstellen, die den Soteria-Gedanken stärker als bisher in der Fachöffentlichkeit verankern können. Zum Vortrag gelangen Sie hier.
Auf der öffentlichen Mitgliederversammlung der IAS am Samstag wurde Dr. Alexander Gogolkiewicz aus Zwiefalten einstimmig in den Vorstand der IAS gewählt. Dr. Gogolkiewicz, Chefarzt in Zwiefalten, möchte insbesondere die Öffentlichkeitsarbeit intensivieren. Es sei erschreckend, dass Soteria immer noch nicht allen Betroffenen, Angehörigen und Profis ein Begriff sei. Auch Martin Urban, der den Soteria-Gedanken innovativ in den Bereich der Eingliederungshilfe in seinem „Haus der Hoffnung“ implementiert hat, mahnte abschließend: Soteria sei nicht nur „wünschenswert“ – sondern klinische Notwendigkeit, weil Soteria angemessener mit den Besonderheiten der Erkrankung umgehe. Soteria soll und muss sich stärker in die aktuelle Debatte zur Zukunft der Psychiatrie einbringen, so Martin Urban. Das hat auch das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim, das international renommierteste deutsche Forschungsinstitut, erkannt: In den nächsten Tagen wird dort ebenfalls eine Soteria-Einheit in Betrieb genommen.

Für Interessierte stehen die Protokolle der Mitgliederversammlung und der Plenumsdiskussion hier zur Verfügung.

Bei Interesse nehmen Sie gerne unverbindlich Kontakt auf.

Andrea Gerum (Stationsleitung, Tel. 089 4562 3814, Andrea.gerum@kbo.de ) oder
Roswitha Hurtz ( Oberärztin, Tel. 089 4562 3788; Roswitha.hurtz@kbo.de).

Die Vorbereitungen für die kommende Soteria-Jahrestagung in Bonn sind bereits in vollem Gange. Die Jahrestagung wird am 15./16.11.2019  von den Kollegen der LVR-Klinik Bonn ausgerichtet. Das Team um den Leitenden Arzt Dr. Michael Schormann und Stationsleiter Thomas Wiesen betreibt dort seit einigen Jahren mit großem Engagement eine Station mit Soteria-Elementen, die im Rahmen der Tagung auch besichtigt werden kann. Den Hauptvortrag hält in diesem Jahr Dr. Walter Gekle, der Leitende Arzt der Soteria in Bern. Am zweiten Tagungstag (16.11.2019) findet wie immer die öffentliche Mitgliederversammlung der IAS statt. Alle wichtigen Informationen, u.a. zur Anmeldung, zum bunten Abend sowie die Tagesordnung der Mitgliederversammlung findet sich im Einladungsflyer. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen in Bonn!

Schon seit 2015 ist die Soteria Fidelity Scale der Maßstab dafür, was als Soteria gilt und was nicht: Die Soteria-Fidelity-Scale fasst die Soteria-Kriterien auf präzise Weise zusammen, so dass mit ihr auf praktikable Weise überprüft werden kann, ob ein Behandlungsangebot als Soteria gelten kann bzw. in welchen Bereichen es den Soteria-Kriterien entspricht. Dadurch wird einerseits eine fortlaufende Qualitätskontrolle möglich und andererseits der “Markenkern” der Soteria präzisiert und geschützt. In der nun überarbeiteten Form wurden einige Kriterien präzisiert und auch eine Gewichtung einzelner Kriterien vorgenommen. Die Soteria Fidelity Scale kann hier heruntergeladen werden.

Die diesjährige Soteria-Tagung wird am 15.-16.11.2019 in der LVR-Klinik in Bonn stattfinden! Wie gewohnt wird am Freitag nachmittag das wissenschaftliche Programm stattfinden und am Samstag die öffentliche Vereinssitzung der IAS. Eine Einladung erfolgt noch durch per Mail oder kann von dieser Webseite abgerufen werden

In wenigen Tagen bekommt die Soteria-Familie Zuwachs: Am 14.11.2018 eröffnen die Oberhavel-Kliniken in Berlin-Henningsdorf eine Station, die eine Vielzahl von Soteria-Elementen umsetzt. Die Eröffnung wird mit einem kleinen Symposium gefeiert, zu der Betroffene, Angehörige und professionelle Helfer eingeladen sind. Hier die Einladung.

Liebe Freunde der Soteria!

wir laden Sie herzlich zur kommenden Sitzung des Arbeitskreises Soteria-NRW am 21.9.2018 zwischen 10-13 Uhr im Gesundheitsamt Köln (Neumarkt 15-21 in 50666 Köln, Bibliothek (Raum 302, 3. Etage)) ein.  U.a. wird es aktuelle Informationen von der Internationalen Arbeitsgemeinschaft Soteria (IAS) über den gegenwärtigen Stand der Soteria-Initiativen in NRW geben. Darüber hinaus wollen wir kritisch über Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes von Psychopharmaka in der Akutbehandlung diskutieren. Schließlich soll die inhaltliche Ausgestaltung des Arbeitskreises in der Zukunft thematisiert werden.

Parkmöglichkeiten bestehen in den umliegenden Parkhäusern. Vom Hauptbahnhof verkehren die Straßenbahnen 16 oder 18 (4 Minuten Kurzstrecke) zum Neumarkt.

Interessierte aus allen Berufsgruppen sind herzlich eingeladen.

Bitte melden Sie bis zum 14.9.2018 an m.ballhause@vianobis.de zurück, mit wie viel Personen Sie erscheinen werden. Ich würde mich über eine rege Beteiligung freuen.

Herzliche Grüße

Ihr Dr. med. Wassili Hinüber

Nachdem die Webseite in den vergangenen Tagen aufgrund von technischen Problemen teilweise nicht erreichbar  war, wurde der Betrieb am 1.9. 2018 wieder aufgenommen. Allerdings konnten die letzten Änderungen nicht wiederhergestellt werden, so dass es noch einige Tage dauern wird, bis die Seite wieder auf dem neuesten Stand ist.

Dr. Daniel Nischk